Sind an einem Unternehmen mehrere Gesellschafter beteiligt, besteht in der Regel die gegenseitige Erwartung, dass sich alle Gesellschafter loyal zum Unternehmen verhalten und mit diesem nicht in Wettbewerb treten, ggf. auch nach einem Ausscheiden. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es sich um eine personalistisch organisierte Gesellschaft handelt, bei der der Gesellschafterkreis überschaubar ist und deren Erfolg auf dem persönlichen Einsatz der Gesellschafter basiert. Anders stellt sich dies z. B. bei einer börsennotierten Aktiengesellschaft mit einer Vielzahl von anonymen Aktionären dar. Aber auch in personalistischen Strukturen können spezifische Interessenlagen bestehen, die es rechtfertigen, dass ein Gesellschafter trotz seiner Zugehörigkeit zur Gesellschaft mit deren Unternehmen in Wettbewerb tritt.
Die gesetzlichen Regelungen und die von der Rechtsprechung entwickelten Kriterien decken die Vielfalt der denkbaren Interessenlagen nicht ab. Zudem sind sie je nach der Rechtsform einer Gesellschaft sehr unterschiedlich:
Die gesetzlichen und die von der Rechtsprechung entwickelten Kriterien bieten damit weder einen lückenlosen Schutz von Gesellschaften (gleich welcher Rechtsform) gegen unliebsamen Wettbewerb durch Gesellschafter noch erfassen sie Interessenlagen zuverlässig, in denen aufgrund besonderer Umstände des Einzelfalls ein Wettbewerbsverbot gerade nicht gewollt ist.
Aufgrund dessen sollten bei der Gestaltung von Gesellschaftsverträgen oder sonstigen Gesellschaftervereinbarungen immer individuelle Regelungen getroffen werden, welche die Interessenlage aller Beteiligten widerspiegeln und in klarer und verständlicher Form das Bestehen oder Nichtbestehen eines Wettbewerbsverbotes sowie dessen Umfang definieren.
Von besonderer Bedeutung ist es, dabei den Geschäftszweig genau zu beschreiben, in dem das Wettbewerbsverbot gelten soll, ggf. auch abweichend vom oft sehr allgemein gehaltenen Gesellschaftszweck nach dem Gesellschaftsvertrag. Verbreitet sind räumliche Einschränkungen des Wettbewerbsverbotes oder Ausnahmen für reine Kapitalbeteiligungen. Im Falle eines nachvertraglichen Wettbewerbsverbotes, das die Zeit nach dem Ausscheiden des Gesellschafters erfassen soll, sind zeitliche und räumliche Begrenzungen zu vereinbaren. Empfehlenswert ist es schließlich, auch das Verfahren für eine Befreiung vom Wettbewerbsverbot zu regeln, z. B. mit welcher Mehrheit die Gesellschafterversammlung der Befreiung zustimmen muss.
Uwe Pirl